TEMPUS verbindet den urbanen und ländlichen Raum und testet unterschiedliche Anwendungen auf verschiedenen Straßentypen. Unser Gebiet erstreckt sich auf über 100 Kilometer und führt über städtische Straßen, Bundesstraßen und Autobahnen. In unserem Testfeld kann — im Gegensatz zu vielen anderen Projekten — sowohl die WLAN-basierte ITSG5-Technologie als auch die mobilfunkbasierte CV2X-Technologie als Kurzstreckenübertragung getestet werden. Das ist derzeit einzigartig!
FAQ
Das Testfeld ist öffentlich und steht interessierten Unternehmen nach vorheriger Anmeldung kostenlos für Testfahrten zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns hierfür einfach unverbindlich über die genannte E‑Mail-Adresse, damit etwaige Anforderungen und Rahmenbedingungen geklärt werden können.
Eine aktive Teilnahme an der Forschung ist auch als Privatperson möglich. Es fanden bereits erste Fokusgruppeninterviews statt, wozu sich Bürger*innen anmelden und ihre persönlichen Einschätzungen zum automatisierten Fahren und der Verkehrssicherheit einbringen konnten. Zudem werden sowohl im Testgebiet als auch in einem Referenzgebiet Personen postalisch befragt. Hier sind wir auf die Mitarbeit der Bürger*innen angewiesen und freuen uns, wenn sich möglichst viele Interessierte beteiligen.
Die Projektlaufzeit beträgt 30 Monate (Start Anfang 2021). Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) fördert mit ca. 11,47 Millionen Euro unser Forschungsprojekt und wir vom DLR Projektträger begleitet.
Unter der Federführung des Mobilitätsreferats der Landeshauptstadt München arbeiten rund ein Dutzend Projektbeteiligte aus Verwaltung, Forschung, Wirtschaft und Industrie im Forschungsprojekt zusammen. Am Projekt beteiligt sind: BMW Group, EBUSCO, Karlsruher Institut für Technologie (Institut für Technik der Informationsverarbeitung ITIV), Freistaat Bayern – Bayerische Staatsbauverwaltung vertreten durch die Landesbaudirektion Bayern, PTV Planung Transport Verkehr AG, Stadtwerke München GmbH, Technische Universität Dresden (Professur Verkehrspsychologie, Institut Verkehrsplanung & Straßenverkehr), Technische Universität München (Lehrstuhl für Verkehrstechnik), Trafficon - Traffic Consultants GmbH, Traffic Technology Services Europe GmbH (TTS), Yunex GmbH und 3D Mapping Solutions GmbH.
Ein Testfeld ist ein Bereich, in dem innovative Technologien für eine weiterführende Verwendung unter kontrollierten Bedingungen erforscht und geprüft werden. Unser Testfeld ist gebietskörperschaftsübergreifend und befindet sich im Münchner Norden. Der urbane Teil des Testfelds spannt sich zwischen Olympiapark und Kieferngarten auf, der des Umlands liegt zwischen A9, A99 und Unterschleißheim (siehe Übersichtskarte).
Ja! Das Projekt wird während der gesamten Laufzeit wissenschaftlich begleitet und die Akzeptanz der Bürger*innen wird untersucht. So werden beispielsweise die Anwohner*innen des Testfelds partizipativ eingebunden. Außerdem gibt es Befragungen von Passant*innen, zu ihrer Meinung über automatisierte Fahrzeuge und zu ihrem subjektiven Sicherheitsempfinden bei der Interaktion mit den Fahrzeugen.
Fragen oder Anregungen in Bezug auf das Testfeld? Kontaktieren Sie uns gerne: tempus@muenchen.de
Das Testfeld befindet sich zwar auf öffentlichen Straßen, allerdings werden Testfahrten nur von bestimmten Unternehmen durchgeführt, die sich vorher bei uns anmelden müssen. Eine Mitfahrt ist somit leider nicht möglich.
Eine Road Side Unit (RSU) ist ein Funkmodul, das an Ampelanlagen montiert wird und Daten/Informationen je nach Konfiguration empfangen und versenden kann. Die RSU kann beispielsweise Informationen über den Signalzustand der Ampel und der Straßentopologie an das automatisierte Fahrzeug senden (SPaT und MAP). ÖPNV-Busse oder Einsatzfahrzeuge, wie bspw. Fahrzeuge der Feuerwehr, können mit der Ampel/Infrastruktur kommunizieren und zum Beispiel die Schaltphasen verändern, um schneller und sicherer eine Kreuzung passieren zu können.
Automatisierte Fahrzeuge benötigen im Kreuzungsbereich sicherheitskritische Informationen innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde, um angemessen reagieren zu können. Ausreichend kurze Latenzen garantiert momentan nur die Nahfeldkommunikation via ITSG5 (WLAN-basiert) und CV2X (Mobilfunk-basiert). Andere nicht-zeitkritische Anwendungen wie eine ÖPNV-Beschleunigung können perspektivisch auch über das klassische 5G Mobilfunknetz abgewickelt werden. Hierfür ist allerdings zusätzlich eine geschützte Anbindung notwendig.
Im Projekt TEMPUS werden verschiedene innovative Maßnahmen getestet, welche das Potential haben, den Verkehr in Zukunft effizienter und sicherer zu machen. Mittels diesem Forschungsvorhaben gewinnen wir wichtige Erkenntnisse hinsichtlich einer effektiven Digitalisierung der Verkehrsinfrastruktur und intelligenten Vernetzung mit den Fahrzeugen. Durch kluge Vernetzung und Digitalisierung des Verkehrs schaffen wir eine potentiell gute Grundlage für einen Wandel im Mobilitätssektor.
Beispiel Abbiegeassistent: Im Falle der Detektion einer kreuzenden vulnerablen Verkehrsteilnehmer*in wird eine Warnmeldung ausgegeben, auf die die Fahrer*in frühzeitig reagieren kann. VRUs sollen dadurch besser geschützt werden können.
Beispiel ÖPNV-Beschleunigung: die Technik zur ÖPNV-Beschleunigung soll fit für die Zukunft gemacht werden, damit auch nach Abschaltung der analogen Frequenzen Busse priorisiert werden können. Dadurch soll der ÖPNV weiter gestärkt und attraktiver gemacht werden.
Beispiel intelligente Verkehrssteuerung: bei vorhersehbaren verkehrlichen Ereignissen sollen bestimmte Verkehrsstrategien schalten, wodurch das Verkehrsaufkommen effizient abgewickelt und entzerrt werden kann. Dadurch kann ein besserer Verkehrsfluss ermöglicht und somit auch weniger Emissionen von im Stau stehenden Fahrzeugen erzeugt werden.
Als vulnerable Verkehrsteilnehmer*innen werden Nutzer*innen bezeichnet, die besonders verletzlich und deren Belange somit besonders zu berücksichtigen sind. VRU sind zu Fuß Gehende, Radfahrende oder E‑Tretrollerfahrende. Einen besonderen Fokus bei TEMPUS legen wir auch auf Kinder, ältere und mobilitätseingeschränkte Personen. Wir untersuchen zum einen die Interaktion von automatisierten und vernetzten Fahrzeugen mit den VRU und zum anderen die Akzeptanz der VRU gegenüber den Fahrzeugen.
MAP und SPaT sind Datentypen. Sie werden über die RSUs an Fahrzeuge im Kreuzungsbereich ausgesendet. Eine MAP-Datei enthält die Straßentopologie, eine SpaT-Datei das Signalbild der Ampel (Signal Phase and Timing). Durch die beiden Dateitypen soll die komplexe Situation einer Kreuzung für das automatisierte Fahrzeug verständlich und eine zuverlässige und sichere Fahrt über den Knotenpunkt ermöglicht werden.
Kameras werden nur an ausgewählten Kreuzungen (Allacher Str./ Wintrichring sowie Milbertshofener Straße /Knorrstraße) und zu bestimmten Zeitpunkten im Testfeld verwendet, um den Abbiegeassistenten für Radfahrer*innen zu erproben und Interaktionen zwischen VRU und AVF zu untersuchen. Bei den Durchführungen werden sämtliche Datenschutzrichtlinien eingehalten und keine personalisierten Daten gespeichert.
LSA steht für Lichtsignalanlage, ein Fachbegriff für eine Ampel.
Gebietskörperschaftsübergreifend bedeutet, dass mehrere Hoheitsgebiete bzw. Verwaltungsebenen eingebunden sind. Bei TEMPUS sind das die Landeshauptstadt München für das Stadtgebiet München und die Landesbaudirektion Bayern für das Münchner Umland. Das Testfeld betrifft somit mehrere Kommunen und Zuständigkeiten.